Interview mit einem DMOZ Editor!
Heute möchte ich Euch einen echten Leckerbissen präsentieren. Viele von Euch haben mir in Gesprächen schon davon berichtet, dass Sie Probleme haben ins DMOZ aufgenommen zu werden. Manche verstehen gar nicht, was das DMOZ eigentlich ist.
Ich hatte das Glück mit einem Editor, Manuel Fuchs, zu sprechen. Manuel ist seit einigen Jahren in ein paar Bereichen als Editor tätig. Er war so lieb sich backlink-butler.de zum Interview zu stellen.
BB: Hallo Manuel und danke, dass du dir die Zeit genommen hast, den Lesern DMOZ etwas Näher zu bringen. Vielleicht würdest du dich den Lesern kurz vorstellen und zwei Dinge erklären.
1) Was ist DMOZ eigentlich und
2) Was ist deine Aufgabe bei DMOZ
MF:
1)Was ist DMOZ eigentlich
Das Open Directory Project (kurz: ODP oder DMOZ genannt) ist der größte von Menschenhand erschaffene Webkatalog. Er existiert in unterschiedlichen Sprachversionen und deckt eine große Themenpalette aus allen relevanten Lebensbereichen ab.
Man kann daher davon ausgehen, dass es per se für jedes durch das ODP erwünschte Thema auch eine wirklich passende Kategorie gibt. Genau das macht das DMOZ auch: es kategorisiert. Das ODP wird nicht von einer Organisation betrieben, sondern war wenn man so will ein Wegbereiter für das Web 2.0.
Viele Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen stolperten früher oder später über das DMOZ-Verzeichnis und haben erkannt, dass es wichtig ist, mit einer Webseite dort präsent zu sein. Tausende ehrenamtliche Editoren halten das ODP am Laufen und sortieren, beschreiben und modifizieren Einträge in den jeweiligen Kategorien. Das ODP unterliegt der „Creative Commons Attribution 3.0 Unported License“ und kann damit in Teilen, aber auch im Ganzen auf anderen Webseiten (unter Rücksichtnahme auf die Lizenzbestimmungen) eingesetzt werden. Es ist daher schon seit Jahren nicht nur eine Qualitätsinstitution, sondern auch ein Multiplikator für Webseiten.
Eine im ODP gelistete Webseite hat immer einen (mehrstufigen) redaktionellen Prozess durchlaufen; diese Eigenschaft unterstreicht den Qualitätsaspekt jeder einzelnen, im DMOZ gelisteten Webseite.
2)Was ist deine Aufgabe
Ich betreue in meiner Eigenschaft als Editor Kategorien in den Bereichen SEO (wer hätte das gedacht), Automobile und Finanzen. Editoren sortieren Anmeldungen, ändern falls erforderlich die Inhalte, verschieben unpassende Anmeldungen in die jeweils passenden Kategorien, löschen irrelevante Anmeldungen und geben die qualitative Essenz dieses Prozesses in den jeweiligen Kategorien frei.
BB: Viele Leser berichten davon, dass Sie nach der Eintragung nie wieder was gehört haben. Andere meinten, nach knapp zwei Jahren waren Sie dann auf einmal drin. Andere tragen sich noch einmal ein und wissen nicht ob das richtig oder falsch ist. Wieso gibt es bei DMOZ so lange Wartezeiten und wieso bekommt man oftmals nicht Bescheid wenn man abglehnt wurde?
MF:
Es wundert mich nicht, dass viele sich wundern, dass sie nach dem Eintrag nichts mehr gehört haben. Es ist auch per se falsch, von einem Eintrag zu sprechen. Das DMOZ ist kein herkömmlicher Webkatalog, in den jeder nach seinem Gusto Webseiten eintragen kann, die auf jeden Fall aufgenommen werden. Das möchte das ODP auch gar nicht sein. Man kann sich daher nur anmelden – den Rest erledigen die jeweiligen Editoren.
Um zur Frage zurück zu kommen: es wundert mich nicht, dass viele nie mehr etwas hören. Alles andere würde mich sogar wundern. Was viele nicht wissen ist, dass das ODP ganz klaren Regeln folgt. Die DMOZ-Richtlinien (vgl. https://www.dmoz.org/docs/de/guidelines/index.html) und insbesondere auch die „Aufnahmekriterien für Sites“ sehen nicht vor, dass man Seitenbetreiber bei einer Ablehnung oder gar dann informiert, wenn die Seite noch gar nicht editiert wurde und sich quasi in der Warteschleife befindet. Das wäre aufgrund der Masse an Anmeldungen auch gar nicht anders machbar; als DMOZ Editor wäre man ansonsten den ganzen Tag mit dem Schreiben und Beantworten von Emails beschäftigt und das hat mit dem Grundgedanken des ODP reichlich wenig zu tun.
Man bekommt daher grundsätzlich kein Feedback, wenn man abgelehnt wurde. Es kann aber auch gut vorkommen, dass eine Kategorie mit Anmeldungen überflutet wurde und daher die Freischaltung mehrere Monate dauert; das ist im Übrigen auch so in den DMOZ Richtlinien nachzulesen.
Beispiel:
Von einem Editoren-Kollegen habe ich die Info erhalten, dass er eine neue Kategorie mit gut 800 Anmeldungen übernommen hat. Er brauchte mehrere Monate, um das Ganze auch nur halbwegs in den Griff zu bekommen. Editieren ist entgegen der weitläufigen Meinung sehr zeitaufwendig. Jeder DMOZ-Editor investiert also auch viel Freizeit in die Materie. Ein Anspruch auf Aufnahme besteht jedoch per se nicht.
Erfahrungsgemäß kann ich jedem nur raten, sich erst einmal in aller Ruhe mit den DMOZ Richtlinien auseinander zu setzen. Die Guidelines sind sehr klar strukturiert und geben wertvolle Hinweise darauf, wie eine Webseite gestaltet sein muss, um gelistet zu werden. Reine Affiliate-Seiten und andere qualitativ fragwürdige Seiten werden per se nicht gelistet; meinen Erfahrungswerten nach sind daher viele Affiliates und SEOs verzweifelt, wenn sie ihre Seiten nicht im DMOZ unterbekommen. Aber genau das möchte das DMOZ auch nicht und schließt es daher per se aus.
Wer den Anspruch hat, dass seine Seite im ODP gelistet wird, der sollte neben den DMOZ Richtlinien erst einmal in Ruhe nach einer passenden Kategorie Ausschau halten. Es ist sinnvoll, eine optimal passende Kategorie zu suchen. Findet man diese nicht, so passt die eigene Webseite oft nicht in das inhaltliche Konzept des ODP. Erfüllt die Webseite jedoch alle Richtlinien, so kann man auch eine etwas allgemeinere (aber dennoch passende) Kategorie wählen. Beachtet man dann noch die Form der anderen Seiten, die in der passenden Kategorie veröffentlicht wurden, so hat man per se eine sehr gute Chance, dass die Seite aufgenommen wird. Es sei denn, man verstößt im Nachhinein gegen die DMOZ Richtlinien. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn man seine Seite in mehreren Kategorien anmeldet. Erfolgen mehrere Anmeldungen in kurzer Zeit, so muss das DMOZ von Anmeldespam ausgehen, was wiederum darin resultieren kann, dass die Domain dauerhaft gesperrt wird. Diese Maßnahme wiederum dient nicht nur der Entlastung von Editoren, sondern insbesondere auch der Qualitätssicherung. Genau das will das ODP auch sein: eine redaktionell geprüfte Ressource für hochwertige Webseiten.
BB: Man gibt aber so den Webseitenbetreibern nicht die Möglichkeit nachzubessern. Das man Qualität bevorzugt ist denke ich den meisten klar, deswegen möchte man seine Seite ja aufgelistet haben, weil man von der Qualität im DMOZ überzeugt ist. Gibt es den einen Zeitraum, nachdem man sich erneut anmelden kann wenn man nicht aufgenommen wurde? Was rätst du unseren Lesern, sollten Sie machen um bei einer zweiten Aufnahme erfolgreicher zu sein. (Davon ausgegangen, Sie haben die Richtlinen gelesen)
MF: Das sehe ich etwas anders. Aufgabe des DMOZ ist nicht, den Webmastern mitzuteilen, wie sie ihre Webseiten gestalten sollen. Das ODP kategorisiert diese lediglich gemäß qualitativen Maßstäben. Eine Mehrfachanmeldung in der gleichen Kategorie ist daher per se nicht vorgesehen:
Ein ODP-Editor wird Ihre Anmeldung begutachten und entscheiden, ob sie ins Verzeichnis aufgenommen wird. Es kann mehrere Wochen oder noch länger dauern, bis Ihre Anmeldung begutachtet wird, abhängig von Faktoren wie zum Beispiel der Menge von Anmeldungen in einer Kategorie. Melden Sie eine URL nur ein einziges Mal im Open Directory an. Nochmals: Mehrfaches Anmelden der gleichen oder ähnlicher Websites kann dazu führen, dass alle diese und angehörige Sites aus dem Verzeichnis ausgeschlossen und/oder gelöscht werden. Das Verschleiern einer Anmeldung und die wiederholte Anmeldung einer URL ist nicht erlaubt.“ (Vgl. https://www.dmoz.org/docs/de/add.html)
Der beste Tipp, den ich daher Deinen Lesern geben kann ist, dass sie sich bereits im Vorfeld mit den Kategorie-Richtlinien und den allgemeinen Richtlinien des ODP vertraut machen. Wenn man zusätzlich noch die bereits gelisteten Seiten und die Form der Beschreibung beachtet, hat man sehr gute Chancen mit einer qualitativ hochwertigen Seite aufgenommen zu werden; andere Seiten listet das DMOZ grundsätzlich nicht. Wer also eine hochwertige Webseite betreibt, ist klar im Vorteil – und das wohlgemerkt nicht nur in Bezug auf das ODP, sondern auf alle Bereiche.
BB: Wo siehst du DMOZ in den nächsten Jahren und wieso gibt es so viele freie Editorenplätze? Sollten sich meine Leser darauf mal bewerben ;)?
MF: Wo das DMOZ in einigen Jahren steht, ist meiner Meinung nach direkt davon abhängig, wie der Betreiber weiter vorgeht. Ich persönlich finde es nicht schlecht, einen redaktionellen Ruhepol im user-getriebenen Web 2.0 zu positionieren und befürworte auch, dass das DMOZ weiter ausgebaut wird. Dass freie Editorenplätze zur Verfügung stehen ist ja kein Geheimnis; im Sinne des ODP ist es daher absolut begrüßenswert, wenn sich weitere Editoren anmelden. Nur so kann das ODP produktiv fortgeführt und inhaltlich ausgeweitet werden.
BB: Ich bedanke mich bei Dir für das Interview und den Einblick ins DMOZ.